Supervision in der Physiotherapie

Betrachte Dein berufliches Handeln aus der Vogelperspektive!

Betrachte Dein berufliches Handeln aus der Vogelperspektive!

Stressregulation, Konfliktlösungsansätze, gesteigerte Team-Effizienz und Perspektivwechsel – warum das Konzept der Supervision auch in der Physiotherapiepraxis häufiger zum Einsatz kommen sollte! Zugegeben, in unserer Physio-Community sind Supervisionen längst nicht so allgegenwärtig, wie sie es eigentlich sein sollten. Jedoch finden wir, als Dein persönliches Physio-Karriere-Portal, dass sich das dringend ändern sollte!

Stressregulation, Konfliktlösungsansätze, gesteigerte Team-Effizienz und Perspektivwechsel – warum das Konzept der Supervision auch in der Physiotherapiepraxis häufiger zum Einsatz kommen sollte! Zugegeben, in unserer Physio-Community sind Supervisionen längst nicht so allgegenwärtig, wie sie es eigentlich sein sollten. Jedoch finden wir, als Dein persönliches Physio-Karriere-Portal, dass sich das dringend ändern sollte!

Während Supervisionen bei vielen Unternehmen, allen voran in sozialen und gesundheitlichen Berufsfeldern, längst zur wöchentlichen Pflichtroutine gehören, hinkt unsere Branche immer noch ein wenig hinter her. Bei Supervisionen handelt sich dabei um Beratungsgespräche, die einem Unternehmen und vor allem seinen Mitarbeiter*innen dazu verhelfen sollen, etwaigen Konfliktsituationen vorzubeugen, die Teamfähigkeit zu verbessern sowie das Wohlbefinden des Einzelnen allgemein zu verbessern.

Gerade für uns als Physiotherapeut*innen ist eine stressfreie Arbeitsatmosphäre unheimlich wichtig, genauso wie eine möglichst gute Kommunikation mit Kolleg*innen und Vorgesetzten. Tatsächlich ist Letzteres maßgeblich dafür verantwortlich, ob unsere physiotherapeutische Praxis als Ganzes funktioniert oder eben nicht. Dennoch kommt das Konzept, trotz ihrer mehrfach bestätigten Effektivität, längst noch nicht in jeder Physiotherapiepraxis zum Einsatz.

Wir wissen ja nur als zu gut, wie stressig der Physio- Alltag manchmal sein kann. Als Physiotherapeut*innen werden wir täglich, teils im 20-Minuten-Takt, mit neuen physischen und psychischen Problemen der Patienten konfrontiert.

Dennoch investieren bislang immer noch viel zu wenige Praxen, in einen regelmäßigen Mitarbeiter*innen-Pflege. Klar, jede physiotherapeutische Praxis möchte klug wirtschaften und probiert, Geld zu sparen, wo es nur geht. Jedoch wird hier meist an der falschen Stelle gespart. Fehlt ein regelmäßiger, systematischer Mitarbeiter*innen-Pflege, in der sich mit den Sorgen und Problemen der Physiotherapeut*innen auseinandergesetzt wird, kann dies langfristig zu erheblichen Problemen im Unternehmen führen.

Uns Physiotherapeut*innen, insbesondere wenn wir in größeren Praxen mit vielen Beschäftigten tätig sind, wird meist nur wenig Zeit zur Verfügung gestellt, um persönliche und berufliche Probleme anzusprechen. Wenn Meetings stattfinden, dann handelt es sich dabei lediglich um Team-Meetings, in denen allen voran organisatorische Themen besprochen werden. Für die eigenen Sorgen und Anliegen bleibt in den Team-Meetings meist nur wenig Zeit.

Das gepaart mit der Tatsache, dass wir nicht selten 25-30 Patienten am Tag behandeln müssen, die uns obendrauf noch mit ihren seelischen Leiden konfrontieren, kann sich auf die Dauer negativ auf den gesamten Berufsalltag auswirken. Zumindest dann, wenn diese Eindrücke nicht entsprechend kanalisiert werden. Aus diesem Grund muss jede Physiotherapiepraxis verstehen, dass die regelmäßige Pflege seiner Angestellten fest in den Ablauf mit einzuplanen ist.

Auch wenn jede Praxis probiert, vernünftig zu wirtschaften, sollte im Bereich der Mitarbeiterpflege nicht gespart werden. Regelmäßige Supervisionen sollten in der modernen Physiotherapie-Praxis von heute nicht mehr fehlen.
Auch wenn jede Praxis probiert, vernünftig zu wirtschaften, sollte im Bereich der Mitarbeiterpflege nicht gespart werden. Regelmäßige Supervisionen sollten in der modernen Physiotherapie-Praxis von heute nicht mehr fehlen.

Doch was genau ist Supervision in der Physiotherapie eigentlich?

Nun, eine Supervision setzt sich generell aus 2 Elementen zusammen. Zum einen aus dem dem Supervisor (Mediator), der Gespräche systematisch führt, und zum anderen aus den Supervisanden, genauer gesagt uns, den Physiotherapeut*innen.

Linguistisch betrachtet, setzt sich der Begriff aus den lateinischen Wörtern „super = über“ und „videre = sehen“ zusammen und tatsächlich beschreibt das auch sehr gut, worum es in den Sitzungen eigentlich geht.

Wir als Supervisanden sollen mithilfe des Supervisors lernen, unser berufliches Handeln von oben aus zu betrachten.

Es soll eine Vogelperspektive eingenommen werden, um damit zusätzliche Kompetenzen aufzubauen, die z. B. im Umgang Belastungssituationen hilfreich sein können.

Im Fokus steht demnach, dass die Supervisanden nicht mehr alles aus der Ich-Perspektive betrachten, sondern mithilfe von regelmäßiger Selbstreflexion verstehen, wie sich ihr eigenes Handeln auf andere auswirkt.

Durch die erlernte Fähigkeit der Selbstreflexion ergeben sich im beruflichen Alltag der Physiotherapeut*innen zusätzliche Handlungsoptionen, z. B. im Bereich von Konfliktlösungen, Teamarbeit oder im Hinblick auf das eigene Rollenverständnis.

Wir haben für Dich hier unten eine Checkliste zusammengestellt, damit Du strukturiert bleibst und Dich bei allen Gedanken nicht zu sehr verzettelst. So kommst Du Deiner ganz persönlichen Physio-Karriere-Entscheidung in nur wenigen Schritten ein großes Stück näher – bewusst und nachhaltig.
Denn Dein Weg ist unser Ziel!

7 wichtige Schritte

Dein Weg zu einem reflektierten Arbeitsplatz

1. Selbstreflexion

Im Fokus steht die Selbstreflexion der Physiotherapeut*innen- und der Mitarbeiter*innen. Warum das Supervisionssitzungen in vielen Unternehmen kaum mehr wegzudenken sind, hängt vor allem mit den Erfolgen des Konzepts zusammen. Sich selbst von außen aus betrachten zu können, um damit die eigenen Handlungen zu reflektieren, ist in fast jeder Lebenssituation hilfreich.

Möchte man Konflikte aufzulösen, mit eigenen Problemen besser umgehen oder die Auswirkungen des eigenen Handelns auf andere besser verstehen, muss eine Vogelperspektive eingenommen werden. In einer Supervisionssitzung passiert genau das. Der Supervisor führt in regelmäßigen Sitzungen die Supervisanden Stück für Stück an mehr Selbstreflexion heran.

2. Wahrnehmung

Das Überwinden der subjektiven (Ich-Bezogenen) Wahrnehmung bei Konfliktsituationen verbessert das Rollenverständnis untereinander. Kaum etwas ist für uns als Physiotherapeut*innen derart wichtig, wie eine konstruktive Kommunikation mit Kolleg*innen und Vorgesetzten. Hadert es erst mal mit der Kommunikation, funktioniert meist auch alles andere nicht mehr.

Möchte man z. B. Konflikte und Uneinigkeiten unter Kolleg*innen auflösen, wird das ohne entsprechende Kommunikation und Objektivität fast unmöglich. Wenn dann obendrauf im Zuge von Konfliktsituationen, jeder Physio nur noch starr auf seiner eigenen Perspektive verharrt, ist kaum bis gar kein Fortschritt mehr möglich. Daher ist eine objektive Betrachtungsweise des beruflichen Handelns, sowie die Erkenntnis, dass es neben der Ich-Perspektive auch noch die Perspektive des Kollegen und Vorgesetzten gibt, unheimlich wichtig.

Wird jedoch seitens der Praxisleitung und den Vorgesetzten, wenig bis keine Zeit für die Probleme der angestellten Physiotherapeuten*innen eingeräumt, nimmt die Bereitschaft, sein eigenes Handeln zu reflektieren, immer weiter ab. Vereinfacht gesagt: Je größer die Last, der sich immer weiter aufstauenden Probleme im Arbeitsalltag wird, desto weniger Raum bleibt für die Physiotherapeut*innen, die Dinge auch aus der Perspektive des anderen zu sehen.

Genau hier kommt die Supervisorin bzw. der Supervisor ins Spiel, der den Supervisanden den nötigen Raum gibt, die eigenen Anliegen vorzutragen. Anschließend regt der Supervisor die Supervisanden dazu an, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, um die Wechselwirkungen des eigenen Handelns besser einschätzen zu können.

3. Keine Psychotherapie!

Eine Supervision ist nicht zu verwechseln mit einer Psychotherapie und auch kein Ersatz dafür. Zwar überschneiden sich einige Aspekte der Supervisionssitzungen mit denen einer Psychotherapie, jedoch sind sie keinesfalls ein Ersatz für eine umfassende psychotherapeutische Behandlung. Denn die Zielsetzung ist hier grundsätzlich eine andere.

Bei Supervisionssitzungen im Beruf steht allen voran das Funktionieren des Unternehmens im Vordergrund. Dennoch, ein effizientes Miteinander in der Physio-Praxis setzt natürlich voraus, dass auch die Sorgen und Anliegen des Einzelnen adäquat adressiert werden.

Daher können sich die regelmäßigen Sitzungen durchaus ergänzend auf eine Psychotherapie auswirken. Das Adressieren von persönlichen Anliegen ist insbesondere bei Einzelsupervisionen gegeben, da dort häufiger auch mal persönliche Themen angesprochen werden. Dennoch gibt der Supervisor, anders als ein Psychotherapeut, selbst nur wenige Anweisungen.

Vielmehr führt er die Supervisanden dazu, sich selbst Lösungskonzepte für etwaige Konfliktsituationen zu erarbeiten. Diese, innerhalb der Sitzungen erlernten Fähigkeiten, helfen anschließend den Physiotherapeuten*innen, mit z. B. Belastungssituationen besser umgehen zu können.

4. Atmosphäre

Je mehr Selbstreflexion im Praxisteam vorhanden ist, desto effizienter und harmonischer verläuft der Physio- Alltag. Die Atmosphäre in einer Physiotherapiepraxis ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie zufrieden die dort arbeitenden Physiotherapeuten*innen sind und wie reibungslos der Arbeitsalltag vonstattengeht.

Ein stressfreier Praxisalltag wirkt sich nicht zuletzt auch positiv auf die Patienten aus, da diese ohnehin mit teils großen Beschwerden in die Praxis kommen und durchaus sensibel reagieren können, wenn wir als Physios dann noch sehr angespannt und gestresst wirken.

Ein harmonisches Miteinander im physiotherapeutischen Berufsalltag ist zudem bei der Team-Koordination wichtig. Daher lernen die Teilnehmer von Supervisionssitzungen, sich als interaktionellen Teil eines Ganzen zu verstehen. Je mehr der Mitarbeiter dabei in eine objektive Selbstbetrachtung übergehen, desto weniger Streit- und Konfliktpotenzial ist anschließend gegeben.

5. Rollenverständnis

Wie wirke ich auf Patienten und welche Rolle nehme ich gegenüber Kollegen und Vorgesetzten ein.

Im Rahmen von Konfliktsituationen neigen wir schnell dazu, alles nur noch aus unserer Perspektive zu betrachten. Fehler und Macken, sehen wir dann allen voran bei unserem Gegenüber, nur nicht mehr bei uns selbst. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn wir ohnehin schon durch z. B. persönliche Schicksale unserer Patienten belastet werden. Je größer die Belastung für uns ist, desto weniger Raum und Verständnis bleibt für unsere Kolleg*innen. Daher ist es wichtig, dass diese Belastungen adäquat kanalisiert und abgefangen werden.

In einer Supervisionssitzung wird uns die nötige Zeit eingeräumt, unsere Sorgen und Anliegen anzusprechen, wodurch anschließend ein Perspektivwechsel stattfinden kann. Anstatt den Fokus nur auf die anderen zu richten, hinterfragen wir erst einmal unser eigenes berufliches Handeln und beobachten dabei, wie sich dies auf Team und Patienten auswirkt. Dadurch kann auch die eigene Rolle in der Physiotherapiepraxis besser verstanden werden.

6. Changemanagement

In der Supervision erlernst Du ebenfalls, wie Du in Krisen- und Belastungssituationen vielleicht kompensiert und wie man Veränderungen strategisch angeht, um Krisen und daraus resultierenden Frust entgegenzuwirken. Durch die in den Supervisionssitzungen kontinuierlich geförderte Fähigkeit der Selbstreflexion, lernen Physiotherapeut*innen nicht nur mit Konfliktsituation besser umzugehen, sondern auch mit beruflichen Veränderungen.

Der Berufsalltag von uns Physios hält häufig Überraschungen bereit. Plötzlicher Personalmangel und das auch noch bei einem voll ausgebuchten Terminkalender oder unerwartete Änderungen im Arbeitsablauf. Diese Situationen können uns zusätzlich belasten, sodass Konfliktlösungsansätze, sowie das Vorbereitet sein auf plötzliche Veränderungen, unheimlich wichtig sind.

Mittels Krisen- und Changemanagements, eignen sich die Mitarbeiter*innen hier weitere Kompetenzen an, um auf etwaige berufliche Veränderungen und Krisensituationen vorbereitet zu sein.

7. Formen der Supervision

Es gibt verschiedenen Supervisions-Formen die konkret in einer Physiotherapie-Praxis angewandt werden können.

Für uns als Physiotherapeut*innen sind drei Supervisionsformen besonders wichtig.

  • Die Einzelsupervision,
  • die Teamsupervision und die Fallsupervision.

Einzelsupervisionen- hierbei können Einzelgespräche zwischen Mediator und Supervisand in einem persönlicheren Raum vertrauter stattfinden. Dadurch, dass die Gespräche unter 4 Augen stattfinden, werden auch schon mal private und persönliche Themen angesprochen, die man in einer Teamsupervision so nicht ansprechen würde. Auch hier probiert der Supervisor, dem Gegenüber schnell neue Perspektiven aufzuzeigen, um mit den eigenen Sorgen und Problemen besser umgehen zu können.

Teamsupervision– hierbei reflektieren Mitarbeiter*innen oder Teammitglieder gemeinsam ihre Zusammenarbeit sowie den Umgang miteinander und das eigene Rollenverständnis. Der Supervisor lenkt das Ganze, greift jedoch selbst nur wenig in den Prozess ein.

Die Teamsupervision ist vor allem deshalb wichtig, damit möglichst wenig Interaktionsprobleme zwischen Kolleginnen und Kollegen aufkommen. Auch einer Fraktions- oder Untergruppenbildung, als alarmierendes Anzeichen für ein nicht funktionierendes Miteinander im Unternehmen, wird entgegengewirkt.

Fallsupervision- als eine der wichtigsten Formen für uns als Physios, nehmen wir bei diesen Sitzungen konkreten Bezug zu einer Situation aus dem Praxisalltag.

Aktuelle Themen, wie Probleme mit Kolleg*innen oder Patienten, werden hier in den Sitzungen adressiert, um anschließend zu konkreten Lösungsansätzen zu kommen. Fallsupervisionen können entweder in Einzel- oder Teamgesprächen stattfinden.